Unter Selbsthypnose können sich die Meisten wenig vorstellen, dabei ist es etwas was wir tagtäglich anwenden, ohne uns viele Gedanken darüber zu machen. Selbsthypnose ist, um es stark vereinfacht auszudrücken, mit einem Tagtraum vergleichbar, welchen wir in einem veränderten Bewusstseinszustand, wie der Meditation durchführen.

Da wir bei Selbsthypnose unseren Fokus gezielt selber lenken, erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Vorstellung die wir haben, auch in der Realität umsetzen. Sei es der Umgang mit besonderen oder schwierigen Situationen, oder die Befreiung von Angst. Aber auch das Steigern vom Selbstbewusstsein, das Erreichen von sportlichen, oder beruflichen Spitzenleistungen, oder die Visualisierung von Zukunftsszenarien zählt zur Selbsthypnose.

Wer wendet Selbsthypnose an?

Möglicherweise fällt es dir jetzt schon auf, dass einige besonders kreative und erfolgreiche Menschen, Meister der Selbsthypnose sind. Arnold Schwarzenegger, eine moderne Ikone des Erfolges, erzählt immer wieder davon, wie die Geschichte seines Idols, eine Anleitung für ihn war, um nach Amerika zu reisen und Schauspieler zu werden. Arnold nutzte Selbsthypnose vorrangig als Visualisierungstechnik.

Mike Tyson welcher einer der gefürchtetsten und am besten verdienendsten Boxer aller Zeiten war, hatte verschiedene Mantras bevor er in den Ring stieg. Vor einiger Zeit erzählte er in einem Interview mit Joe Rogan, dass er als junger Boxer durch Hypnose, die notwendige Einstellung für Kämpfe im Ring bekam. Wer mal im Ring gestanden ist, weiß welche mentale Stärke notwendig ist, um in diesen zu steigen und gegen jemanden anzutreten.

Was ist Hypnose?

Doch was ist Hypnose eigentlich und kann das jeder lernen? Hypnose ist ein veränderter Bewusstseinszustand, in welchem wir Dinge und Gefühle sehr selektiv und fokussiert wahrnehmen und, welcher unterschiedliche Tiefen und Stärken haben kann. Zahlreiche Phänomene, die wir aus der Hypnose kennen, erleben wir regelmäßig im Alltag, ohne dass uns dies bewusst ist. Um nur einige Beispiele zu nennen:

  • Wir fahren von A nach B und bekommen den Großteil der Fahrt nicht mit (Amnesie)
  • Wir sehen mehrere Folgen einer guten Serie und vergessen vollkommen darauf wie schnell die Zeit vergeht (Zeitverzerrung)
  • Wir warten beim Zahnarzt und die Zeit vergeht sehr sehr langsam (Zeitverzerrung)
  • Wir lesen ein gutes Buch und fühlen mit den Helden mit, als ob wir sie wären, oder wir nehmen bestimmte Eigenschaften ein (Assoziation)
  • Wir denken über etwas, was wir erlebt haben nach, sehen uns aber dabei distanziert von außen (Dissoziation)
  • Der Autoschlüssel liegt vor unserer Nase, aber wir sehen ihn nicht (negative Halluzination)
  • Wir glauben daran, dass wir etwas können, oder dass wir etwas nicht können und es tritt ein (“self fulfilling prophecy”)
  • Etwas liegt uns auf der Zunge, aber wir können es nicht sagen, oder wir können etwas bestimmtes nicht tun weil wir gehemmt sind (Blockade)
  • Wir rutschen aus und schlagen uns das Knie blutig, oder wir haben einen Unfall, spüren aber keinen Schmerz (Schock, oder Schmerzfreiheit)

Selbsthypnose und Mentaltraining

Der Unterschied zwischen Hypnose und Selbsthypnose ist es, dass du Selbsthypnose alleine ohne Hypnotiseur oder Hypnosetrainer durchführen kannst. Damit sie auch am besten funktioniert, ist wie beim Mentaltraining, Regelmäßigkeit erforderlich. Deshalb nenne ich die Kombination der Ansätze der Selbsthypnose und des Mentaltrainings (Training = regelmäßig) auch “Power-Duo”. Genauso wie bei der Meditation wirst du, wenn du dranbleibst, außerordentlich gute Ergebnisse erzielen. Disziplin zahlt sich auch hier aus. Überlege dir an welchen Tagen und zu welcher Uhrzeit du regelmäßig üben willst und erstelle dir einen Trainingsplan.

Anwendungsbeispiele

Du kannst beispielsweise deine Diät erleichtern, indem du dir deinen idealen Körper vorstellst und deinen Zwang zu essen verringerst. Du kannst es dir auch erleichtern das Rauchen aufzugeben, oder du kannst dir das Lernen erleichtern.

In Zeiten der Corona-Krise, kannst du durch Selbsthypnose besser mit Zukunftssorgen umgehen lernen, Stress abbauen und es vermeiden, dass irrationale Ängste entstehen. Genauso kannst du dich darauf vorbereiten gestärkt aus der Krise zu gehen und die richtigen Schritte zu setzen, wenn es soweit ist.

Ohne Fleiß kein Preis

Ich wiederhole hier nochmals, dass eine gewisse Regelmäßigkeit und Übung erforderlich ist. Wer denkt, dass eine schlechte Gewohnheit, welche man 20 Jahre hat mit einer einzigen Einheit, die 5 Minuten dauert, ändern kann, hat jeglichen Bezug zur Realität verloren. In einigen Tagen, oder Wochen, kann man aber durchaus ansehnliche Erfolge erzielen.

So fängst du mit der Selbsthypnose an

Ein guter Anfang ist es, dass du dich zuerst in einen entspannten Zustand begibst. Setz dich aufrecht und angenehm hin und achte darauf, dass sich deine Atmung verlangsamt. Atme langsamer aus als du einatmest. Entspanne nun deinen Körper und Geist langsam, zum Beispiel mit der Methode des Bodyscan oder mit progressiver Muskelentspannung. Du kannst dich auch wie bei der Meditation auf deinen Atemprozess fokussieren. Du kannst hierzu die Anleitung verwenden, welche ich im Artikel über Meditation zusammengefasst habe.

Du kannst dich auch mit offenen Augen auf einen statischen Punkt vor dir konzentrieren, oder auf eine brennende Kerze. Stell dir dabei vor, dass deine Augen müder werden und deine Augenlider schwerer. Vielleicht verschwimmt der Punkt auch etwas vor deinen Augen, oder deine Augen fangen leicht zu brennen an. Das ist normal. Schließe deine Augen und konzentriere dich auf einen Zustand der Entspannung.

Sobald du den Zustand der Entspannung erreicht hast, kannst du nun mit der Selbsthypnose anfangen. Wenn du noch ungeübt bist, reicht einfache Autosuggestion nach dem Apotheker Emile Coue aus. Bereite dir vor der Selbsthypnose Mantras oder Sätze vor, um diese dann innerlich aufzusagen. Anbei einige Beispielsätze, welche du beliebig ergänzen und verändern kannst:

  • Jeden Tag und in jeder Hinsicht fühle ich mich besser und besser (Wohlbefinden)
  • Gesundes Essen schmeckt mir immer besser
  • Ich werde schneller satt und bleibe länger satt
  • Die Krise ist eine Chance für mich
  • Es macht mir Spaß regelmäßig zu meditieren
  • Ich bin die Ruhe in Natur
  • Auch bei schwierigen Situationen, beruhige ich mich schnell und denke rational
  • Ich freue mich über xy
  • Ich bin dankbar über xy
  • Ich bin voller Energie und fühle mich großartig

Je öfter du in diesen hypnotischen Zustand gehst, um so leichter fällt es dir, umso wirkungsvoller wird die Selbsthypnose und um so schneller geht es.

Beende die Selbsthypnose indem du dir einige Augenblicke Zeit gibst um wieder in deinen normalen Bewusstseinszustand zu kommen.

Was du in einer hypnotischen Trance der Selbsthypnose alles machen kannst, wie du intensive Visualisierungsübungen machen und wie du diese innerhalb von Sekunden per Knopfdruck herbeiführen kannst, verrate ich dir in den nächsten Artikeln genauer.

Zusammenfassung

  • Hypnose ist ein natürlicher Zustand welchen wir im Alltag erleben
  • Selbsthypnose wird von erfolgreichen Menschen bewusst in der Form von verschiedenen Visualisierungstechniken, oder Autosuggestion verwendet.
  • Beginne am besten mit einer Technik die dich entspannt, wie du es auch während einer Meditation machen würdest. Du kannst dich stattdessen auch auf einen Punkt konzentrieren um deine Augen etwas zu ermüden bevor du diese schließt. Ein leichtes Flattern der Augenlider wenn du diese schließt ist ein gutes Zeichen dafür, dass du in einer leichten Trance bist
  • Sobald du dich entspannt hast, beginne mit Autosuggestion. Idealerweise solltest du dir im Vorhinein zumindest stichwortartig Ideen aufschreiben. Falls du nicht weißt womit du beginnen sollst, kannst du dir Suggestionen zur Entspannung geben (ich bin entspannt, ich fühle mich wohl, jeder Atemzug entspannt mich immer mehr etc.)
  • Lass dir beim Beenden der Selbsthypnose ausreichend Zeit, um wieder in deinen normalen Bewusstseinszustand zu kommen
  • Um Erfolge zu erzielen ist Regelmäßigkeit notwendig. Mach dir am besten einen Trainingsplan und Übe immer zum selben Zeitpunkt
  • Es ist normal wenn sich Selbsthypnose anfangs nicht “außergewöhnlich” anfühlt, insbesondere wenn du keine Erfahrung mit dieser hast